Auch in diesem September steht wieder ein neues GNOME Release an, welches wieder mit vielen Verbesserungen auftrumpft und einiges Modernisiert hat. GNOME 45 ist pünktlich am 20. September 2023 erschienen und trägt den Codenamen Riga.
In GNOME 45 wurden zwei neue Core Apps hinzugefügt und drei entfernt.
Der Bildbetrachter „Eyes of GNOME“ wird durch „Loupe“ abgelöst, an dem schon seit einer Weile gearbeitet wird. Der neue Bildbetrachter ist einfacher zu verändern, da er aus weniger Code besteht und komplett neu geschrieben wurde. Außerdem unterstützt Loupe auch Mobile Geräte.
Die zweite neue App ist „Snapshot“, die „Cheese“ ersetzt. Die neue App zum Fotos und Videos machen ist ebenfalls komplett neu geschrieben worden und setzt, wie Loupe, auf Libadwaita.
Ohne Ersatz entfernt wurde „GNOME Fotos“. Da die App nicht mehr gepflegt wird und viel Arbeit benötigt würde um sie zum laufen zu bringen, wurde entschieden sie von den GNOME Core Apps zu entfernen.
Es wurden insgesamt sechs neue Apps während des 45er Zykluses in den GNOME Circle aufgenommen: Cartridges, Ear Tag, Forge Sparks, Impression, Paper Clip und Telegraph. Besonders hervorheben möchte ich dabei die beiden Apps Ear Tag (eine App, mit der Audiodateien mit Tags (Titel, Album, etc.) versehen werden können) und Impression (eine App, mit der Datenträgerabbilder auf Laufwerke (USB-Sticks, CDs, etc.) gespielt werden können). Beide Programme habe ich bereits Privat im Einsatz gehabt.
Viele Verbesserungen hat der Dateimanager Dateien erhalten. Es wird jetzt auf neue Libadwaita Widgets gesetzt, die Suchperformance wurde deutlich verbessert und es wurde mehrere neue Funktionen hinzugefügt.
Dateien wurde, relativ spät im Entwicklungszyklus, auf das neue AdwNavigationView portiert. Das bringt eine neue Sidebar, deren Design auch etwas überarbeitet wurde. Der Gedanke für die späte Portierung war, Dateien zu einer „Vorzeigeapp“ zu machen. Des weiteren wurde Dateien auch auf AdwBreakpoint portiert, welches Dateien Adaptiv macht und dabei weniger Bugs haben soll, als die vorherige „Selbstgemachte“ Lösung.
Libadwaita hat in Version 1.4 zwei große Neuerungen erhalten: AdwNavigationView und AdwBreakpoint. Akzentfarben haben es leider wieder nicht in das Release geschafft, aber von seiten der anderen Desktops wird gerade „Druck“ gemacht, so dass eine gute Chance besteht, dass mit GNOME 46 Akzentfarben kommen.
Es wurden verschiedene AdwView Widgets entwickelt, die den Umgang mit Seitenleisten, Unterseiten und vielen anderen Sachen deutlich verbessert und vereinfacht. Eines der neuen Widgets (AdwNavigationSplitView) für die Seitenleiste bringt auch einen neuen Style mit, der den Headerbar ebenfalls teilt. Das ist zwar eine hübsche (und aus Entwicklersicht vor allem praktische) Änderung, allerdings betrifft sie natürlich wieder nur die Libadwaita Programme und auch bei denen wird es eine Weile brauchen, bis sie alle auf Libadwaita 1.4 setzen. Insofern ist es zwar ein bisschen schade, dass mal wieder das empfohlene Design geändert wurde, aber natürlich auch toll, dass es immer noch Verbesserungen gibt.
AdwBreakpoint ist ein sehr praktisches neues Widget, welches Adaptive Programme ermöglicht, ohne größere Probleme zu bereiten. Mit AdwBreakpoint ist es möglich eine Fenstergröße zu definieren, ab der sich die Elemente des Fensters ändern (z.B. eine Seitenleiste die verschwindet und nur noch über einen Button aufrufbar ist). Das wurde zwar in z.B. Dateien auch schon vorher umgesetzt, allerdings führte das zu mehreren Problemen und war deutlich mehr Arbeit, als jetzt mit dem neuen Widget.
Die GNOME Einstellungen habe natürlich auch in Version 45 viele Verbesserungen erhalten. So wurden einige veraltete GTK4 Widgets durch neue ersetzt (teils auch Libadwaita Widgets), Platzhaltertexte zu mehreren Suchfeldern hinzugefügt und die Info Seite überarbeitet (jetzt sind weitere Infos über einen extra Klick erreichbar, was die Hauptseite übersichtlicher macht. Außerdem wurden mehrere Texte angepasst, so dass jetzt besser verständlich ist, was gemeinst ist. Des weiteren wurden viele kleinere Sachen geändert und ein Haufen Bugs gefixt, sowie Übersetzungen geändert. Es wurden auch weitere Einstellungen aus GNOME Tweaks übernommen.
DIe GNOME Shell hat ebenfalls einige aufwertungen bekommen. So wird jetzt in der Leiste angezeigt, ob die Kamera verwendet wird und statt dem "Aktivitäten" Button werden jetzt kleine "Böppel" angezeigt, die auch sichtbar machen, auf welchem Workspace man sich gerade befindet. Das Schnelleinstellungs Menü ist jetzt über einen Shortcut (Super+S) zu öffnen.
Meistens ist OpenSuse Tumbleweed die erste Distibution die eine neue GNOME Version ausrollt, da Archlinux meistens bis zum ersten Point Release (also in dem Fall 45.1) wartet. Fedora soll am 17. Oktober in Version 39 erscheinen und GNOME 45 ausliefern. EIne Beta Version wurde bereits veröffentlicht. Ubuntu soll GNOME 45 mit dem nächsten Release, 23.10, "Mantic Minotaur", ausliefern, welches am 12. Oktober veröffentlicht werden soll.
Natürlich wird es, wie in jeder neuen GNOME Version, auch mit GNOME 46 neue Hintergrundbilder geben.:) Ansonsten schaffen es vielleicht endlich Akzentfarben mit an Board, denn die anderen Desktops machen da immer mehr Druck. Des Weiteren dürften die GTK4/Libadwaita Ports von Systemüberwachung und Dokumentbetrachter fertig werden. Möglich, aber unwahrscheinlich, ist es auch, dass erste Teile des neuen Tiling Systems integriert werden, die in diesem Blogpost eines Entwicklers angesprochen wurden: (Auf Englisch).
GNOME 45 ist ein nettes Release, mit vielen kleineren Veränderungen, allerdings keinen Großen Umwerfungen. Allerdings wurden mit dem Release viele Sachen geändert, die GNOME auf die Zukunft vorbereiten. So wurde die Extension API auf ein neues System umgestellt, was zwar erstmal alle Extensions inkompatibel macht, allerdins in Zukunft verbesserungen mitbringen wird. Es war ja in der Vergangenheit immer so, dass eine Extension immer erst auf die neue GNOME Version angepasst werden musste. Eine weitere dieser Änderungen ist Libadwaita. Es wurden wieder einige Widgets hinzugefügt und alte rausgeworfen (sie funktionieren noch, bis zum nächten Hauptrelease), was zwar das Design wieder geändert hat, aber in Zukunft viele Sachen erleichtert. Alles in allem finde ich es ein gelungenes Release.